Gustav Schwab

Gustav Schwab

Die schönsten Sagen des klassischen Altertums

Aus der Heraklessage

Haupt ab; dieses begrub er am Wege und wälzte einen schweren Stein darüber. Den Rumpf der Hyder spaltete er in zwei Teile, seine Pfeile aber tauchte er in ihr Blut, das giftig war. Seitdem schlug des Helden Geschoß unheilbare Wunden.

Der dritte Auftrag des Eurystheus war, die Hirschkuh Kerynitis lebendig zu fangen; dies war ein herrliches Tier, hatte goldene Geweihe und eherne Füße und weidete auf einem Hügel Arkadiens. Sie war eine der fünf Hindinnen gewesen, an welchen die Göttin Artemis ihre erste Jagdprobe abgelegt hatte. Diese allein von den fünfen hatte sie wieder in die Wälder laufen lassen, weil es vom Schicksal beschlossen war, daß Herakles sich einmal daran müde jagen sollte. Ein ganzes Jahr verfolgte er sie, kam auf dieser Jagd zu den Hyperboreern und an die Quellen des Isterflusses und holte die Hindin endlich am Flusse Ladon, unweit der Stadt Önoe, am artemisischen Berge, ein. Doch wußte er des Tieres nicht auf andere Weise Meister zu werden, als daß er es durch einen Pfeilschuß lähmte und dann auf seinen Schultern durch Arkadien trug. Hier begegnete ihm die Göttin Artemis (Diana) mit Apoll, schalt ihn, daß er das Tier, das ihr geheiligt war, habe töten wollen, und machte Miene, ihm die Beute zu entreißen. »Nicht Mutwille hat mich bewogen, große Göttin«, sprach Herakles zu seiner Rechtfertigung, »die Notwendigkeit hat mich gezwungen, es zu tun; wie könnte ich sonst vor Eurystheus bestehen?« So besänftigte er den Zorn der Göttin und brachte das Tier lebendig nach Mykene.

DIE VIERTE ARBEIT DES HERAKLES
BIS ZUR SECHSTEN

Sofort ging es an die vierte Unternehmung. Sie bestand darin, den Erymanthischen Eber, der, gleichfalls der Artemis geheiligt, die Gegend des Berges Erymanthos verwüstete, lebendig nach Mykene zu liefern. Auf seiner Wanderung nach diesem Abenteuer kehrte Herakles unterwegs bei Pholos, dem Sohne des Silenos, ein. Dieser, der wie alle Zentauren halb Mensch, halb Roß war, empfing seinen Gast sehr freundlich und setzte ihm das Fleisch gebraten vor, während er selbst es roh verzehrte. Aber